Seit zwei Wochen versuche ich meinen Bericht zur Leipziger Buchmesse zu veröffentlichen. Wie immer braucht er seine Zeit, weil alles sooo intensiv war.
Mein Programm war dieses Jahr dermaßen dicht, dass ich auf Beweisfotos mit Autorenkolleg*innen größtenteils verzichtet habe. Die wichtigsten Begegnungen bewahrt man sich im Herzen – und auch sonst gibt es viel an Fotos zu zeigen und zu berichten.
Meine Anreise war schwieriger als erwartet, wurde doch nicht nur meine WG, die ich mir mit mehreren Nornennetz-Schwestern geteilt habe, storniert. Auch mein Fernbus wurde einen Tag vorher abgesagt, bei meinem neuen bin ich in Prag falsch umgestiegen … Aber alle Spontanbuchungen und -aktionen haben funktioniert.
Hier stehe ich nun und darf von mehreren Lesungen, einer erneuten Nominierung für den Seraph-Phantastikpreis und vielen weiteren spannenden Ereignissen erzählen. Das war meine Leipziger Buchmesse 2019!
Nach der etwas chaotischen Anreise konnte ich am Messedonnerstag richtig durchstarten. Einmal mehr war ich mit dem Nornennetz am Stand und habe dort meine Galgenmärchen augestellt. Der Stand war viel größer als auf der letzten Leipziger Buchmesse, was einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne zu verdanken war. Bussi an alle, die das möglich gemacht haben!
Der Stand vom Nornennetz in all seiner Pracht
Kaum dass der Stand abgebaut war, habe ich »Hexensold« bei der Phantastik-Buchhandlung der Messe eingeliefert, die vom Otherland organisiert wird. Danach folgte der erste Programmpunkt: Die erste Signierstunde zu der Anthologie »Der unmögliche Mord«, die der Conte Verlag zur Buchmesse veröffentlicht hat. Mein persönliches Highlight des Tages: eine Messebesucherin, die den Auftrag hatte, für eine Freundin aus der Schweiz ein Autogramm von mir zu holen. Alles andere sei ihr egal, Hauptsache, dieses Autogramm von mir. Wow!
»Hexensold« in der Phantastik-Buchhandlung
Anschließend hatte ich frei und habe mir die Talkrunde vom Nornennetz angesehen. Thema: »Diversität ist mehr als sexuelle Orientierung und Hautfarbe«. Die Veranstaltung schien noch voller als die Talkrunde zum letzten Jahr zu Frauen in der Phantastik, wo ich selbst auf dem Podium stand. Die Verschnaufspause war gut und eine nötige Ablenkung. Denn anschließend wurde verkündet, wer den Seraph Phantastikpreis 2019 gewonnen hat.
Nachdem schon »Kindsräuber« es letztes Jahr auf die Shortlist in der Kategorie »Bester Independent Titel« geschafft hatte, bin ich dieses Jahr mit »Hexensold« nachgezogen. Man sollte meinen, ich sei schon abgehärtet. Tatsächlich war das Bangen dieses Jahr schlimmer. Mein Magen fuhr Achterbahn vor Anspannung, ich hatte einen Tunnelblick und bekam ab einem gewissen Zeitpunkt kaum noch etwas mit. Schließlich hatte die Tortur ein Ende, mit der Verkündung, dass Birgit Jaeckels »Das Erbe der Rauhnacht« gewonnen hat.
Ich habe es schon mehrfach geschrieben, doch auch an dieser Stelle geht mein herzlicher Glückwunsch an sie. Dieses wie letztes Jahr hatte ich eine Online-Lesung mit den Indie-Nominierten des Seraphs organisiert, wodurch ich Birgit gut kennen und schätzen gelernt habe. In ihrer Dankesrede erwähnte sie Stella Delaney, die mit uns auf der Shortlist stand, und auch meinen Namen mit den Worten: »Die Wochen bis zur Preisverleihung war keine Konkurrenz, sondern ein Miteinander.« So fühle ich auch. Jedes Buch auf der Shortlist hatte Handwerk, Herz und einen Sieg verdient. Ich schätze mich glücklich, mit Kolleginnen auf der Liste gewesen zu sein, die lieber füreinander Respekt haben, zusammenarbeiten und sich gegenseitig Erfolg gönnen, als verhärmt und nur auf den eigenen Vorteil aus zu sein. Danke für die tolle Zeit und die wertvollen Kontakte, die ich mit euch, Birgit und Stella, bekommen habe.
Das Kollegiale habe ich übrigens auch im Publikum gespürt. Tatsächlich fühlet ich mich wie eine Gewinnerin der Herzen, bei all den Leser*innen und Kolleg*innen, die mit mir auf die Verkündung gewartet haben und »Hexensold« als Siegertitel sehen wollte. So viele Menschen, die ich nicht einmal tief kenne, sondern die einfach meine Arbeit schätzen, kamen im Anschluss zu mir: »Du hättest es verdient gehabt.« Das bedeutet mir sehr viel. Übrigens habe ich erfahren, dass ich die bisher einzige Person bin, die zweimal auf der Shortlist für den Seraph gelandet ist. Und das auch noch zwei Jahre hintereinander – das ist schon eine Auszeichnung für sich.
Die Auslage beim großen Phantastik-Leseabend
Der Messedonnerstag endete mit dem Großen Phantastik-Leseabend der Leipziger Buchmesse. Leider habe ich nur bis zur Mitte durchgehalten, da ich einfach zu erschöpft war von all der Aufregung. Ich habe noch gesehen, dass »Hexensold« dort zum Verkauf auslag, was mich irre gefreut hat. Danach bin ich todmüde mit dem Taxi zur Nornen-WG gefahren, womit Tag 1 vorbei war.
Der zweite Messetag war geprägt von mehreren Lesungen. Der Morgen begann um 10:00 am Mendebrunnen, wo ich mit den #LBM-Guerillas eine Wanderlesung durch die Stadt gestartet habe. Es war wunderschön im sonnigen Leipzig! Ich habe zum ersten Mal eine neue Kurzgeschichte vorgelesen, »Invidia«.
(Pssst: Haltet die Augen offen in den nächsten Wochen. Es wird eine Anthologie mit all den Geschichten geben, die wir in Leipzig vorgestellt haben. Ursprünglich hatten wir geplant, sie zur Messe herauszubringen, aber das E-Book musste wegen Format-Fehlern eingestellt werden. Hoffentlich bald mehr!)
Gruselige Geschichten im sonnig schönen Leipzig
Erst am Abend war mein nächster Programmpunkt – der größte der Buchmesse. Ich durfte nämlich die Premierenlesung von »Der unmögliche Mord« mit meiner Kurzgeschichte »Das Frankenstein-Paradoxon« beginnen.
Bis es dazu kam, hätte ich mich fast auf dem gigantischen Leipziger Südfriedhof verirrt. Die Lesung fand nämlich in der lauschigen Friedhofskapelle statt. Zu später Stunde ist jedoch nur ein Friedhofstor offen, und Google Maps führt einen verlässlich zu einem verschlossenen Tor auf genau der anderen Seite. Zum Glück war ich in Begleitung eines Freundes, sodass ich nicht allein durch die Dunkelheit stolpern musste. Die Suche nach der Location dauerte so lange, dass ich punktgenau zum Beginn der Lesung ankam – und ich sollte sie auch noch eröffnen! Völlig ungeprobt, dafür aber aus dem Herzen begann ich , vor über 150 Leuten. Die Kapelle war bis auf den letzten Stuhl besetzt, die Leute saßen teils auf dem Boden.
An diesem Abend habe ich mich nicht getraut, nach Feedback zu meinem Auftritt zu fragen. Nicht, weil ich Angst davor hatte, ich habe mein Bestes gegeben. Alles war einfach so aufregend, ich war im Moment gefangen. Zumal Carsten Schmitt, der nach mir mit seiner allerersten (!) Lesung dran war, eine magische Performance geliefert hat. Danach folgte eine von Herausgeberin Tanja Karmann geleitete Podiumsdiskussion, Abschluss machte der lesende Markus Heitz.
Übrigens ist Markus genauso nett und bodenständig, wie er online rüberkommt. Für mich war es total surreal, einen Autoren zu treffen, dessen Bücher ich vor zehn Jahren noch als Teenagerin gelesen habe, weit vor meinen eigenen Veröffentlichungen … Was ich ihm auch sagte und worüber er lachen musste. Eine Empfehlung für das Wave-Gotik-Treffen habe ich ebenfalls von ihm bekommen. (Er hat ja recht, ich muss endlich da hin.) Anschließend trank der Großteil der Autorenrunde auf die gelungene Lesung. Was für ein schöner Abend.
Ich neben Markus Heitz – auf Flyer und lebensecht
Der Tag danach begann hart mit einem dicken Kater. Bis zum Meet & Greet zu »Der unmögliche Mord« samt weiterer Signiertstunde konnte ich zum Glück noch ausnüchtern. Mehrere Dutzend Bücher habe ich mit Unterschrift versehen, doch noch viel besser als das war eine gewisse Besucherin, die vorbeikam.
Sie wollte keine Anthologie, sondern hatte mein »Wolfssucht« in der Hand und wollte dafür ein Autogramm. Mit leuchtenden Augen fragte sie, wie das nun ist mit dem Ende, ob das wirklich alles so passiert sei … Verdammt schön.
Danach hatte ich erst einmal frei und habe die Zeit genutzt, selbst durch die Hallen zu schlendern. Unter anderem habe ich meine geschätzte Kollegin Karin Koenicke getroffen. Als Romance-Autorin schreibt sie in einem ganz anderen Genre als ich, weswegen man glauben sollte, dass wir nicht auf einer Wellenlänge sind. Aber manchmal ziehen sich Gegensätze eben an. So, wie wir auf dem Foto strahlen, kann das keiner leugnen.
Gestrahlt habe ich wohl auch abends, denn da war ich mit dem versammelten Messe-Team vom Nornennetz essen. Die Zeit mit meinen Schwestern gibt mir immer so viel Inspiration und Energie.
Ich, Karin Koenicke und ein Mann in Schwarz
Letzter Messetag. Die Füße schmerzen, Dauermüdigkeit setzt ein. Ein letztes Highlight gab es noch mit der Podiumsdiskussion »Entwicklung einer Geschichte« von epubli. Fast wäre ich zu spät dort angekommen, weil ich mich so arg mit Jasmin Zipperling verquatscht hatte. Die von Christian Milkus geleitete Podiumsdiskussion samt angenehmer Bass-Stimme war echt witzig, ich hatte viel Spaß mit Katelyn Erikson und Tanja Steinlechner von der Autorenschule Schreibhain.
Ab 15:00 war ich nur noch am Stand und half den Nornen, Bücher zu verkaufen, wobei sich die Messehallen schnell leerten. Zu meiner großen Freude war »Hexensold« bereits in der Phantastik-Buchhandlung ausverkauft.
d(^_^)b
Fazit: Es war mal wieder der Hammer. Sowohl was mein Programm als auch die vielen Begegnungen betraf. Neben dem, was ich hier berichtet habe, wurden natürlich noch Kontakte hinter den Kulissen geknüpft. Wer weiß, ob sich nicht die eine oder andere Zusammenarbeit in Zukunft ergibt – wenn ja, erfahrt ihr hier natürlich davon.
Zum Abschluss gibt es noch ein paar Messeimpressionen!