Meine Termine zur Frankfurter Buchmesse sind vorbei! Während ich mich für den letzten Messetag erhole, schreibe ich noch ein wenig an »Schwestern der Klinge« … und lasse euch ein weiteres Character Spotlight da.
Theseus ist König von Athen und der Cousin von Herakles. Wie Letzterer gilt er als griechischer Held. Die folgende Szene ist aus dem ersten Teil des Buches, Theseus ist gerade von einem Kriegszug aus dem Reich der Amazonen zurückgekehrt – und seltsam verändert, wie meine Protagonistin Areto bemerkt.
– Unlektorierte Fassung! –
Kaum dass der Morgen graute, wurde Areto in Theseus‘ Gemächer gerufen. Sie freute sich so sehr, ihrem König wieder gegenüberzutreten, dass sein Anblick sie umso mehr erschrak. Der strahlende Held war fort. Verlorengegangen zwischen goldenen Bergen an Kriegsbeute, die sich unbeachtet in seinen Zimmern türmten. Theseus streifte dort umher, vorbei an achtlos verschüttetem Wein und über herabgerissene Seidenvorhänge, nur einen grauen Mantel um die breiten Schultern.
Areto schluckte. »Mein König?«
Kurz fürchtete sie, dass er Opfer jener Krankheit geworden war, die alle Heroen heimzusuchen drohte. Götterwahn wurde sie genannt. Wer daran erkrankte, wurde blind vor Hochmut und lechzte nach Unsterblichkeit. Es war der Fluch von Halbgöttern wie Gottmenschen – hoffnungslose Gier nach einem Platz im Olymp, ob derer man den Verstand verlieren musste.
Schon wollte Areto hinaus und einen Heiler holen. Da hörte Theseus auf, sich die Haare zu raufen und vor sich hin zu flüstern. Er sah sie an, überrascht, als hätte er sie die ganze Zeit nicht bemerkt.
»Ah.« Sein Blick klärte sich, und er richtete sich zu seiner übermenschlich wirkenden Größe auf. »Du bist es, Areto. Hüterin meines Hauses.«
© Nora Bendzko 2019