Gastartikel auf Phantastik-Bestenliste: »Die Siegerin schrieb nicht die Geschichte«

Als Dark-Fantasy-Autorin erlebe ich einige Herausforderungen. Manche davon können sehr hässlich sein und mit astreinem Sexismus zu tun haben – einer der Gründe, warum ich Teil vom Nornennetz bin.

Trotzdem sehe ich immer wieder Unverständnis für Netzwerke wie die Nornen. Auch dass ich mich für eine bessere Repräsentation von Frauen und Minderheiten in der Literaturszene ausspreche, ist nicht für jeden nachvollziehbar. Dabei haben wir durchaus, was diese Gesellschaftsgruppen angeht, historisch gewachsene Probleme.

Das Team der Phantastik-Bestenliste hat mich über eben jene schreiben lassen. Anhand meiner persönlichen Erfahrungen als Autorin sowie vergangener und gegenwärtige Entwicklungen in der Buchbranche stelle ich dar, wie die Arbeit von schreibenen Frauen bis heute geschmälert wird. Hier könnt ihr den ganzen Artikel lesen.

 

Icon von phantastik-bestenliste.de
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Swantje Niemann über die Zusammenarbeit mit mir als Sensitivity Reader

Als nebenberufliche Lektorin feile ich nicht nur an Spannungsbögen von Romanen. Seit einiger Zeit gebe ich auch Feedback zu sensiblen Themen wie Sexismus und Rassismus, insbesondere, was meine Erfahrungen als Tochter einer weiß-schwarzen, deutsch-marokkanischen Familie angehen. Diese spezielle Form von Testlesen, bei der minderheitliche Repräsentation von Betroffenen geprüft wird, hat einen Namen: Sensitivity Reading.

Eine Kundin von mir, Swantje Niemann, hat nun einen Artikel über die Zusammenarbeit mit mir geschrieben. Sie hat mich für den dritten Teil ihrer Fantasy-Reihe »Drúdir« herangeholt, um das Thema Rassismus in ihrem Roman zu beleuchten. Wie die Arbeit verlief, was sie daraus mitnehmen konnte und wie »Drúdir« nun ein Buch geworden ist, das sie selbstbewusster vor sich her trägt, kann man hier auf ihrer Homepage lesen.

Übrigens: Ich nehme nicht nur Aufträge auf dem Gebiet an, sondern bin auch daran interessiert, für Leute testzulesen, die mir wiederum Sensitivity Reading anbieten können z. B. im Bereich Queerness oder Mental Health. Kontaktiert mich einfach im Fall des Falls. Wer mehr zu Sensitivity Reading erfahren möchte, findet hier eine Informationsseite von Lektorin Victoria Linnea und Aktivistin Elif. Diese haben auch eine Google Docs Liste mit deutschsprachigen Leuten erstellt, die zu allen möglichen sensiblen Themen kontaktier- und buchbar sind.

 

Screenshot von Swantje Niemanns Blog

 

Warum ich von nun an mit Trigger-Warnungen arbeite

Wer den letzten Teil von meiner Interview-Reihe mit Kia Kahawa gelesen hat, weiß: Seit gestern liste ich Trigger-Warnungen für meine Veröffentlichungen auf. Das betrifft nicht nur Bücher wie die Galgenmärchen, sondern auch meine Kurzgeschichten. Außerdem werde ich bei Leseproben auf meinen Social-Media-Kanälen zukünftig vor Inhalten mit Trigger-Potential waren.

 

Für Unbedarfte: Was sind Trigger?

Ich zitiere aus meinem Interview mit Kia: »Trigger sind sehr individuell. Sie sind Dinge, die einen in ein traumatisches Erlebnis zurückwerfen. Leute, die getriggert werden, erfahren heftige Panikattacken, die im schlimmsten Fall mit Selbstverletzung oder -tötung enden können. Hierbei ist wichtig zu unterscheiden, dass die Erwähnung z. B. von Vergewaltigung nicht selbst ein Trigger ist. Es sind kleine, manchmal sogar unscheinbar wirkende Erlebnisse wie ein bestimmter Geruch.«

 

Wie sehen Trigger-Warnungen bei mir aus?

Dazu ein Bild ganz unten im Beitrag. Sowohl in meinen E-Books als auch Print-Büchern gibt es im / nach dem Impressum einen entsprechenden Hinweis mit einem Link auf diese Seite:

Trigger-Warnungen

Leute, die über sensible und potentiell triggernde Inhalte in meinen Büchern Bescheid wissen möchten, finden dort eine Auflistung und können gegebenenfalls bei mir näher nachfragen. Wer dagegen unwissend an meine Geschichten herangehen möchte, wird so nicht gespoilert.

 

Warum habe ich mich zu diesem Schritt entschieden?

Lange hatte ich das Thema Trigger nicht auf dem Schirm. Dass meine Geschichten, insbesondere die Galgenmärchen, teils schwere Inhalte haben, war mir bewusst. Doch ich dachte, dass Genre, Cover und Klappentexte diesbezüglich aussagekräftig genug seien.

Nun ist es aber so, dass ich gerne Genres mische und auch mal »andere« Dinge schreibe. Entsprechend schwer können meine Texte von außen einzuschätzen sein. Das habe ich erstmals wirklich begriffen, als die Bloggerin CrowAndKraken – ein Rape-Survivor – sich vom Konzept der Galgenmärchen begeistern ließ, mein »Wolfssucht« zu lesen anfing und kalt von den expliziten Vergewaltigungen in der Story überrascht wurde.

Das ist schon eine gute Weile her, war aber ein wichtiger Aha-Moment. Als dann in der Literaturbranche vermehrt über Trigger und Triggerwarnungen gesprochen wurde und viele Leser*innen sich als deren Befürworter hervortaten, während einige Kolleg*innen sich über das Thema lustig machten, war mir klar: Ich will mit besserem Beispiel vorangehen.

 

Weiterführende Links

Mit dieser Liste kann ich alles andere als Vollständigkeit, aber den Ansatz eines Service für jenen Teil meiner Leserschaft bieten, die wegen traumatisierenden Erfahrungen vulnerabel oder für bestimmte Themen sensibilisiert sind. Vielleicht inspiriert sie auch ein paar Kolleg*innen oder kann ihnen als praktisches Beispiel dienen.

Apropos Inspiration: Mehrere Bloggerinnen in der Buchszene haben selbst zum Thema Trigger geschrieben, tiefergehender, als ich es je könnte. Wer sich näher informieren will, dem empfehle ich diese Artikel. Sie bilden auch die Quellen, von denen ausgehend ich meine Liste erstellt habe.